Gigantische Gammastrahlen-Blasen – so alt wie die Milchstraße

Erklärung für "Fermi-Blasen" gefunden

Voriges Jahr gab die NASA eine überraschende Entdeckung ihres Gammastrahlen-Weltraumteleskops Fermi bekannt: zwei riesige ballonförmige, im „Gammalicht“ leuchtende Gebiete oberhalb und unterhalb des Zentrums der Milchstraße. Wissenschaftler des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics bemerkten, dass diese so genannten „Fermi-Blasen” sich über erstaunliche 25 Tausend Lichtjahre von der Milchstraßenebene in den Raum hinaus erstrecken. Ein erster Erklärungsversuch war, dass eine mysteriöse Population von „jungen“ und hochenergetischen Elektronen die Blasen zum Leuchten bringt – „jung“ bedeutet in diesem astrophysikalischem Kontext ein Alter von ungefähr 10 Millionen Jahren.

Die Astrophysiker Roland Crocker und Fellix Aharonian vom Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg und vom Dublin Institute of Advanced Studies in Irland haben jetzt das Leuchten der Fermi-Blasen analysiert und dabei eine natürliche Erklärung gefunden: Ein Wind aus Protonen der kosmischen Strahlung und superheißem Plasma, der seit beinahe 10 Milliarden Jahren aus dem Zentrum der Milchstraße weht, hat die Blasen nach und nach aufgebläht und bringt sie zum Leuchten. Dieser Wind entsteht, so Aharonian und Crocker, durch die seit den Anfängen der Milchstraße in ihrem galaktischen Zentrum anhaltende Sternentstehung. Die Fermi-Blasen haben die Aktivität im Zentrum der Milchstraße über ihre Geschichte hinweg aufgezeichnet.

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Originalveröffentlichung:

R.M. Crocker & F. Aharonian
The Fermi bubbles: Giant, Multi-Billion-Year-Old Reservoirs of Galactic Center Cosmic Rays
Physical Review Letters, 11.03.2011
DOI: 10.1103/PhysRevLett.106.101102
arXiv:1008.2658v4 [astro-ph.GA]

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Pressemitteilung der NASA zur Entdeckung der Fermi-Blasen

Hochenergie-Astrophysik Theorie am MPIK

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Kontakt:

Dr. Roland Crocker
Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
Tel: +49 6221 516208
E-Mail: roland.crocker@mpi-hd.mpg.de

Prof. Dr. Felix Aharonian
Dublin Institute of Advanced Studies, Dublin, Irland
und Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
Tel: +49 6221 516485
E-Mail: felix.aharonian@mpi-hd.mpg.de

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des MPIK

Fermi-Blasen.jpg
Künstlerische Darstellung der Fermi-Blasen oberhalb und unterhalb der Milchstraßenebene. Hinweise auf die Blasen fand schon der deutsche Röntgensatellit ROSAT in den 1990er Jahren (blau). Die von Fermi kartierte Emission von Gammastrahlen (magenta) erstreckt sich über einen wesentlich größeren Bereich. Grafik: NASA's Goddard Space Flight Center.