GERDA setzt neues Limit

Erste Ergebnisse der zweiten Messphase

Gibt es den neutrinolosen Doppelbetazerfall? Auf diese Frage sucht das GERDA-Experiment im Gran-Sasso-Untergrundlabor in Italien eine Antwort. Nach den meisten Erweiterungen des Standardmodells der Teilchenphysik sollte dieser radioaktive Zerfall existieren. Seine Beobachtung würde in den meisten Theorien bedeuten, dass die Gesamtzahl der Leptonen nicht erhalten bleibt und dass Neutrinos – wohl die seltsamsten bekannten Elementarteilchen – mit ihren Antiteilchen identisch sind. Der Effekt könnte auch zur Erklärung eines der fundamentalen Rätsel der Kosmologie, der sogenannten Baryon-Asymmetrie des Universums, beitragen: die beobachtete praktisch vollständige Abwesenheit von Antimaterie im Kosmos.

Ergänzt um weitere Germaniumdioden und ausgerüstet mit verbesserter Abschirmung gegen Störsignale startete GERDA im Dezember 2015 mit der zweiten Messphase. Jetzt liegen die ersten Ergebnisse vor: der gesuchte Zerfall wurde (noch?) nicht gefunden, aber die Untergrenze seiner Halbwertszeit stieg auf 5,2×1025 Jahre. Das ist eine Verbesserung des Ergebnisses von 2013 um das Zweieinhalbfache. Die GERDA-Wissenschaftler freuen sich, dass sie die Störsignale in dem Bereich, in dem sich der gesuchte Zerfall zeigen sollte, um einen Faktor 10 verringern konnten. Damit ist GERDA im Vergleich zu Konkurrenzexperimenten um eine Größenordnung besser.

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Weitere Infos zu GERDA (deutsch)

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Kontakt:

Dr. Bernhard Schwingenheuer (Sprecher der GERDA-Kollaboration)
Tel.: 06221 516 614
E-Mail: bernhard.schwingenheuer@mpi-hd.mpg.de

Prof. Dr. Werner Hofmann
Tel.: 06221 516 330
E-Mail: werner.hofmann@mpi-hd.mpg.de

Prof. Dr. Manfred Lindner
Tel.: 06221 516 800
E-Mail: manfred.lindner@mpi-hd.mpg.de

 

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Blick von unten auf die Stränge aus Germaniumdioden und die Abschirmung.