Magnetisches Moment von 3He2+ und Hyperfeinstruktur von 3He+
Ziel des Experiments ist die erste direkte Hochpräzisionsmessung des magnetischen Moments von 3He2+ mit einer relativen Präzision von mindestens 10-9 sowie ein verbesserter Wert der Hyperfeinstruktur-Aufspaltung von 3He+ im Grundzustand.
Motivation
Die erste direkte Hochpräzisionsmessung des magnetischen Moments von 3He2+ wird eine unabhängige Kalibrierung für 3He
NMR-Proben (Nuclear Magnetic Resonance) ermöglichen. Bisher fehlt eine von Wasser NMR-Proben unabhängige Kalibrierung.
3He NMR-Proben bieten im Vergleich zu Wasser Proben eine höhere Genauigkeit, da sie weniger abhängig sind von Unreinheiten,
Probenform und Umwelteinflüssen wie Temperatur und Druck oder chemischen Korrekturen [1]. In Zukunft können Helium NMR-Proben
beispielsweise in den geplanten Muon g-2 Experimenten eingesetzt werden [2,3].
Zusätzlich wird die zero-field Hyperfeinstruktur-Aufspaltung des Grundzustands von 3He+ gemessen, welche stark abhängig von
Kernstruktureffekten ist und auf die Kernpolarisierbarkeit sowie die Verteilung von Ladung und Magnetischem Moment rückschließen lässt.
Außerdem ermöglicht die Hochpräzisionsmessung des Elektron- und Kern-g-Faktors den direkten Vergleich des bound-state und freien
Kern-g-Faktors. Dies ermöglicht einen Test von bound-state Quantenelektrodynamik mit Kern-g-Faktoren.
Messprinzip
Eine Penning-Falle speichert elektrisch geladene Teilchen in einer Superposition eines homogenen Magnetfeldes und eines elektrostatischen Quadrupolfeldes. In einer idealen Falle setzt sich die Bewegung des Teilchens aus drei unabhängigen harmonischen Oszillationen zusammen.
Die freie Zyklotronfrequenz folgt aus den drei Oszillationsfrequenzen des Teilchens, welche über die in den Elektroden der Penning-Falle induzierten Bildströme detektiert werden können. Der g-Faktor kann aus zwei Frequenzen bestimmt werden, der freien Zyklotronfrequenz ωc und der Larmorfrequenz ωl.
ωl/ωc = g · mHe/4mp
Hier bezeichnen mHe die Masse des 3He-Kerns und mp die Masse des Protons.
Die Larmorfrequenz ist die Präzessionsfrequenz des Spins im Magnetfeld und kann durch Anwendung des kontinuierlichen Stern-Gerlach Effekts
gemessen werden.
Im Fall von 3He+, werden die in Abbildung 2 gekennzeichneten Übergänge des Elektronspins und des Kernspins gemessen.
Detektion des Spinzustands
Zur Detektion des Spinzustands wird der kontinuierliche Stern-Gerlach Effekt angewendet, d.h. der Spin des Ions wird an die axiale Frequenz gekoppelt. Hierzu wird mit Hilfe von ferromagnetischen Fallenelektroden eine starke magnetische Inhomogenität B2 erzeugt. Dadurch führen Spin-Übergänge zu einer Verschiebung der axialen Frequenz von ungefähr 90 mHz aus 800 kHz. Sowohl die größere Ladung q und Masse m als auch das kleinere Magnetische Moment μ des 3He-Kerns im Vergleich zum Proton verringern den Spin-Flip Frequenzsprung
ΔνSF ∝ μ⁄√mq · B2
um einen Faktor 3. Daher hat die in Abbildung 3 dargestellte Falle einen besonders kleinen Durchmesser um die magnetische Inhomogenität B2 und damit den Spin-Flip Frequenzsprung zu maximieren.
Den kleinen Spin-Flip Frequenzsprung zu detektieren wird durch das Rauschen der axialen Frequenz erschwert, welches jedoch durch kühlen
des He-Ions signifikant reduziert werden kann. Im Fall von Proton und Antiproton können konventionelle Kühlmethoden das Rauschen ausreichend
unterdrücken um die Spin-Flip Detektion zu ermöglichen [5,6]. Für 3He2+ werden dagegen niedrigere Temperaturen benötigt. Zu diesem
Zweck wird die so genannte common-endcap-Methode implementiert. Dazu wird ein einzelnes 3He2+-Ion in einer Falle gespeichert und von einer
Wolke von laser-gekühlten Be-Ionen in der benachbarten Falle sympathetisch gekühlt. Die Wechselwirkung findet über Bildströme in der
gemeinsamen Endkappe beider Fallen statt [7].
Im Fall von 3He+ kann die Detektion von Kernspin-Flips durch ein neuartiges Detektionsschema vereinfacht werden. Dabei wird mit
auf Elektronenübergänge resonanten RF-Pulsen getestet, ob ein Kernspin-Übergang stattgefunden hat [7].
Aufbau
Wie in Abbildung 4 gezeigt, werden die g-Faktor Messungen in einem Turm von mehreren Penning-Fallen bestehend aus zylindrischen Elektroden durchgeführt. Die He-Ionen werden intern produziert. Dazu wird eine 3He-gefüllten Quarzkugel erhitzt, sodass He-Atome das Glas durchdringen und anschließend mit Hilfe einer Feldemissionsspitze ionisiert werden können. Der Fallenturm wird in die kalte Bohrung eines 5 T supraleitenden Magneten platziert und durch thermischen Kontakt mit flüssigem Helium auf 4 K gekühlt. Um Spin-Flips des Elektrons in 3He+ anregen zu können, werden Mikrowellen der Frequenz 150 GHz durch einen oversized waveguide in den Aufbau eingekoppelt.
Status
Die oben beschriebene He-Ionenquelle wurde in einem Testaufbau mit einer Penning-Falle getestet und produziert zuverlässig 3He+- und 3He2+-Ionen. Abbildung 5 zeigt ein Signal einer Wolke von 3He2+-Ionen in dieser Falle. Der Aufbau für die 3He+ Hyperfeinstrukturmessung ist fertiggestellt.
Referenzen
[1] | A. Nikiel et al., Eur. Phys. J. D 68(11), 330 (2014) ![]() |
[2] | G. W. Bennett et al., Phys. Rev. Lett. 92(16), 161802 (2014) ![]() |
[3] | H. Iinuma, J. Phys.: Conf. Ser. 295(1), 012032 (2011) ![]() |
[4] | A. Schneider et al., Ann. Phys. 531, 1800485 (2019) ![]() |
[5] | G. Schneider et al., Science 358(6366), 1081 (2017) ![]() |
[6] | C. Smorra et al., Nature 550, 371 (2017) ![]() |
[7] | A. Mooser et al., J. Phys.: Conf. Ser.1138, 012004 (2018) ![]() |