Prof. Dr. Klaus Blaum wird von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) „In Würdigung seiner bahnbrechenden Entwicklungen der Penning-Ionenfallen zu spektroskopischen Präzisionsmessgeräten und deren Anwendungen für Tests der vier fundamentalen Wechselwirkungen, deren Symmetrien, der fundamentalen Konstanten und damit des Standardmodells der Teilchenphysik“ mit der Stern-Gerlach-Medaille geehrt. Als höchste Auszeichnung der DPG für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der experimentellen Physik wird sie für Arbeiten aus dem gesamten Bereich der Physik vergeben. Die Auszeichnung wird im März 2025 während der 88. Jahrestagung der DPG in Bonn verliehen.
Als Direktor am MPI für Kernphysik leitet Klaus Blaum die Abteilung „Gespeicherte und gekühlte Ionen“. Diese befasst sich mit Präzisionsexperimenten zur Bestimmung von atomaren und nuklearen Grundzustandseigenschaften gespeicherter Ionen für Tests fundamentaler Wechselwirkungen und ihren Symmetrien sowie mit der Erforschung elementarer Prozesse molekularer Ionen. Dazu werden kurzlebige Radionuklide, Antimaterie, hochgeladene Ionen oder einfache Molekülionen in Penningfallen oder im kryogenen Speicherring CSR unter Weltraumbedingungen gefangen. Auch die Entwicklung neuer Speicher-, Kühl- und Nachweistechniken für zukünftige Experimente ist ein wichtiger Forschungsschwerpunkt der Abteilung.
Klaus Blaum (*27.12.1971 in Bad Sobernheim) studierte Physik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, wo er nach dem Diplom 1997 und mehreren Forschungsaufenthalten am Pacific Northwest National Laboratory (PNNL) in Richland, USA, im Jahr 2000 bei Ernst-Wilhelm Otten (1934 - 2019) promoviert wurde. Im Anschluss war er bis 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt und arbeitete am Europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf. Dort war er bis 2004 Projektleiter für „Massenspektrometrie exotischer Kerne mit ISOLTRAP an ISOLDE“. Im Oktober 2004 übernahm Blaum für vier Jahre die Position des Projektleiters der Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe „Experimente mit gespeicherten und gekühlten Ionen“ an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. 2006 habilitierte er sich dort über Hochpräzisionsmassenspektrometrie mit Penningfallen für geladene Teilchen und Speicherringen. Blaum lehrte von 2004 bis 2008 an der Universität Mainz. Für seine Lehrtätigkeit wurde ihm der Lehrpreis des Landes Rheinland-Pfalz 2006 verliehen. 2007 wurde Klaus Blaum als Direktor und wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft an das Max-Planck-Institut für Kernphysik berufen und ist seit 2008 als Honorarprofessor Mitglied der Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Heidelberg. Von 2020 bis 2023 war er als einer von drei Vizepräsidenten der Max-Planck-Gesellschaft zuständig für deren Chemisch-Physikalisch-Technische Sektion.
Für seine bahnbrechenden wissenschaftlichen Arbeiten mit dem Schwerpunkt Präzisionsexperimente an gespeicherten und gekühlten Ionen erhielt er zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen, darunter 2020 den Lise-Meitner-Preis der Europäischen Physikalischen Gesellschaft und 2021 den Otto-Hahn-Preis der Stadt Frankfurt am Main, der Gesellschaft Deutscher Chemiker und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Zweimal gewann er einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats, 2019 wurde er als auswärtiges Mitglied der Physikklasse in die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften aufgenommen und 2022 in die Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Seit 2024 ist er Mitglied der „Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften“.