Das Gremium der Regierungsvertreter von CTAO hat nun formal die Gründung eines Europäischen Forschungsinfrastruktur-Konsortiums bei der Europäischen Kommission beantragt. Voraussetzung dafür war, dass komplette Finanzierungszusagen für Bau und Betrieb des CTA-Observatoriums aus den wichtigsten beteiligten Staaten, darunter Deutschland, vorlagen. Für den Antrag waren umfangreiche Dokumente einzureichen, darunter ein Finanzierungsplan und die wissenschaftlich-technische Beschreibung einschließlich der Beiträge der einzelnen Konsortiums-Mitglieder. Das CTAO ERIC wird die CTAO gGmbH als juristische Einheit ablösen und Bau und Betrieb des Observatoriums überwachen. Die Zustimmung der Kommission wird für die erste Jahreshälfte 2023 erwartet. Das wird der offizielle Startschuss sein für das Gammastrahlenobservatorium CTA.
Bereits an der Konzipierung des CTA-Projekts war das MPIK beteiligt, wobei Prof. Werner Hofmann von Anfang an als Sprecher der Kollaboration fungierte. Das MPIK hat sich verpflichtet, wichtige Beiträge für CTAO zu liefern, insbesondere Tscherenkow-Kameras für den südlichen Standort in Chile und Software-Elemente des Observatoriums.
Das MPIK hat zusammen mit mehreren europäischen Partnerinstituten einen neuartigen Kameratyp (FlashCam) entwickelt, der für mittelgroße CTA-Teleskope am Südstandort vorgesehen ist. Funktionale Kernelemente der FlashCam sind eine Photodetektorebene und eine digitale Hochgeschwindigkeits-Ausleseelektronik, welche jeweils hoch modular aufgebaut sind. Seit Oktober 2019 ist eine FlashCam-Prototypkamera im zentralen H.E.S.S.-Teleskop im Routineeinsatz für astrophysikalische Beobachtungen. Die Kamera arbeitet extrem stabil und zuverlässig.
Die kleinen CTA-Teleskope (SST), die es nur am Südstandort geben wird, haben eine Optik mit Haupt- und Sekundärspiegel. Diese Bauart ermöglicht kompakte Teleskope mit guter Bildqualität und großem Blickfeld. Speziell für die SSTs entwickelt ein internationales Team unter Führung des MPIK eine neuartige Kamera. Um die Teleskop-Optik optimal zu nutzen, besteht die Photodetektorebene der Kamera aus 32 Modulen mit Silicium-Photovervielfachern, die eine konvexe Fläche annähern.
Das MPIK hat wesentlich an Software-Entwicklungen für CTA mitgewirkt, darunter Simulationen der Teleskop-Arrays, um eine optimale Konfiguration zu erreichen. Dazu kommen Softwarepakete zur Reduktion des Datenvolumens, zur Datenverarbeitung und -qualitätskontrolle, außerdem die in der Programmiersprache Python geschriebene Open-Source-Software Gammapy als offizielle Analysesoftware von CTA. Dieses Projekt wurde von MPIK-Wissenschaftlern initiiert und wird mittlerweile von einer internationalen Gemeinschaft weitergeführt.
Als Teil eines internationalen Teams werden MPIK-Wissenschaftler in den nächsten Jahren in Chile und aus der Ferne hart arbeiten, um die CTA-Süd-Teleskope in Betrieb zu nehmen und die optimale Leistung des dortigen Arrays zu gewährleisten, damit es für die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse bereit steht.