Teleskop-Prototyp für CTA sieht kurz vor der Einweihung sein erstes Tscherenkow-Licht

Auf dem Gelände des Observatoire de Paris in Meudon wurde am 1. Dezember die Einweihung des Prototypen des „Gamma-ray Cherenkov Telescope“ (GCT) gefeiert. Auf die Zeremonie mit Ansprachen und Präsentationen folgte eine Führung zum Teleskop. Dieses hatte bereits einige Tage vorher sein erstes Tscherenkow-Licht gesehen – als erstes für CTA (Cherenkov Telescope Array) vorgesehenes Teleskop überhaupt.

Das GCT ist eine Konstruktion mit Haupt- und Sekundärspiegel, die zu ersten Mal für Tscherenkow-Teleskope eingesetzt wird. Diese Bauart ist vorteilhaft für die bodengebundene Gamma-Astronomie, da sie bei guter Bildqualität und großem Blickfeld kompaktere Teleskope und Lichtsensoren („Kameras“) ermöglicht als die derzeit üblichen Systeme mit einem Spiegel. Bestückt ist das GCT mit dem Kamera-Prototypen CHEC („Compact High Energy Camera“), der von der Gruppe von Jim Hinton zunächst in Leicester und jetzt am MPIK zusammen mit Partnerinstituten entwickelt wurde.

Kameras für Tscherenkow-Teleskope müssen extrem schnell und hochempfindlich sein, um die nur wenige Nanosekunden kurzen , schwachen Lichtblitze der Teilchenschauer vor dem Hintergrund des normalen Sternenlichts auflösen zu können. Während der ersten Tests mit CHEC richtete das Team das Teleskop auf einen dunklen Bereich am Himmel aus, weit weg vom Mond und dem Schein der nahen Großstadt, und schaltete die Kamera ein. Überraschenderweise löste sie aus und „fotografierte“ kurze Lichtblitze über dem eigentlich viel zu hellen Hintergrund. Diese stellten sich tatsächlich als Bilder von Teilchenschauern heraus, die in der Atmosphäre von kosmischer Strahlung ausgelöst wurden – genau das, was später von CTA beobachtet werden soll. GCT-Kamerakoordinator Richard White vom MPIK hofft auf viele Nächte mit klarerem und dunklerem Himmel, um die Funktion der Kamera unter besseren Bedingungen ausführlich überprüfen zu können.

Das Cherenkov Telescope Array ist ein Instrument der nächsten Generation für die Gamma-Astronomie bei höchsten Energien, dessen Leistungsfähigkeit Instrumente wie H.E.S.S. um das Zehnfache übertrifft. Bei CTA werden insgesamt über 100 Teleskope mit drei verschiedenen Spiegelgrößen eingesetzt werden: mit ca. 4 m, 14 m und 23 m Spiegeldurchmesser. Bei GCT handelt es sich um eines der „kleinen“ Teleskope für CTA, welche die höchsten Energien im Bereich von 1 bis 300 TeV abdecken. Es sollen etwa 70 kleine Teleskope, verteilt über eine bis zu 10 Quadratkilometer große Fläche, aufgestellt werden, von denen die Hälfte vom GCT-Typ sind. Verantwortlich für die GCT-Teleskope ist ein Konsortium aus australischen, französischen, deutschen, japanischen, niederländischen und britischen Instituten. Daneben werden innerhalb des weltweiten CTA-Konsortiums noch zwei weitere Bauarten für die kleinen Teleskope getestet.

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Kontakt:

Dr. Richard White
Tel.: 06221 516141
E-Mail: richard.white@mpi-hd.mpg.de

Prof. Dr. Jim Hinton
Tel.: 06221 516140
E-Mail: jim.hinton@mpi-hd.mpg.de

Prof. Dr. Werner Hofmann (Sprecher des CTA-Konsortiums)
Tel.: 06221 516330
E-Mail: werner.hofmann@mpi-hd.mpg.de

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Die Gäste der Einweihungsfeier vor dem Gamma-ray Cherenkov Telescope (GCT) in Meudon bei Paris (Foto: Akira Okumura)

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Bild des ersten Teilchenschauers, gesehen am 26.11.2015 vom Kamera-Prototypen CHEC im Teleskop-Prototyp GCT. (Grafik: GCT sub consortium of CTA)