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Nachrichten-Archiv 2017

24.11.17: Genaueste Messung des magnetischen Moments des Protons mittels optimierter Doppel-Penningfallen-Technik

Das Proton ist einer der fundamentalen Bausteine der stabilen Materie. Die genaue Kenntnis seiner fundamentalen Eigenschaften, wie die Masse (siehe unsere Nachricht vom 18.07.17), seine Lebensdauer, sein Ladungsradius und magnetisches Moment ist daher von großer Bedeutung und Gegenstand zahlreicher aktueller Experimente. Die Masse dient z. B. als freier Parameter für Berechnungen der Quantenelektrodynamik und die Lebenszeit des Protons setzt eine Schranke an eine mögliche Baryonenzahl-Verletzung.
Neben seiner Bedeutung als fundamentaler Baustein ist das Proton eines der wenigen Systeme, das mit seinem Antiteilchen verglichen werden kann – dem Antiproton. Dies erlaubt einen Test der CPT-Symmetrie (C: Ladung, P: Parität, T: Zeit) des Standardmodells der Teilchenphysik und Kosmologie, welches fordert, dass die fundamentalen Eigenschaften eines Teilchens exakt mit den entsprechenden Eigenschaften seines Antiteilchens übereinstimmen. Infolgedessen sollten Teilchen und Antiteilchen in gleichem Maße entstanden sein. Dies steht jedoch im Widerspruch zu der beobachteten Asymmetrie zwischen Materie und Antimaterie im sichtbaren Universum. Eine mögliche Erklärung ist eine Verletzung der CPT-Symmetrie. Daher liefert die Messung kleinster Unterschiede zwischen den Eigenschaften eines Protons und denen seines Antiteilchens, dem Antiproton, einen präzisen Test der Teilchen-Antiteilchen-Übereinstimmung im Baryonen-Sektor und der CPT-Symmetrie des Standardmodells.
Das magnetische Moment des Protons μp wurde im Jahr 2014 an der Universität Mainz mit einer zuvor unerreichten relativen Genauigkeit von 3.3·10-9 mittels einer neuartigen Doppel-Penningfallen-Technik direkt gemessen (siehe unsere Nachricht vom 28.05.14). Seitdem haben die Mainzer Forscher Techniken entwickelt, die ihnen erlaubten, die Messung des magnetischen Moments des Protons um mehr als eine Größenordnung zu verbessern.

In einem kürzlich in "Science" veröffentlichten Artikel berichten G. Schneider et al. über eine hochpräzise direkte Messung des magnetischen Moments des Protons μp in Einheiten des Kernmagnetons μN. Die Messung wurde in einem verbesserten Doppel-Penningfallen-System an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz durchgeführt.
Eine Penningfalle wird durch die Überlagerung eines elektrostatischen Quadrupolfeldes und eines homogenen Magnetfeldes B0, das im beschriebenen Proton-Experiment bei 1.9 T lag, realisiert.
Die Messung des Frequenzverhältnisses νL/νc der Larmorfrequenz und der Zyklotronfrequenz ermöglicht die Bestimmung des magnetischen Moments eines einzelnen Protons in der Penningfalle unabhängig vom Magnetfeld B0. Die Zyklotronfrequenz νc lässt sich aus den drei harmonischen Komponenten νz, ν+ und ν- der Protonenbewegung in der Penningfalle über das Invarianztheorem bestimmen: νc2 = ν+2 + νz2 + ν-2. Die Axialfrequenz νz des gespeicherten Protons wird direkt durch zerstörungsfreien Spiegelstromnachweis bestimmt. Die modifizierte Zyklotronfrequenz ν+ und die Magnetronfrequenz ν- werden mittels Seitenbandkopplung gemessen.
Da die Larmorfrequenz νL nicht mit einer oszillierenden Ladung einhergeht, lässt sie sich nicht durch Spiegelstromnachweis bestimmen. Ihre Messung beruht hingegen auf der Spektroskopie des Spinübergangs des Protons. Die Überlagerung eines inhomogenen Magnetfeldes (sogenannte magnetische Flasche) koppelt das magnetische Spinmoment des Protons an seine Axialbewegung und erlaubt damit den zerstörungsfreien Nachweis von Spinübergängen (Spin-Flips) unter Ausnutzung des kontinuierlichen Stern-Gerlach-Effekts.
Allerdings führt die starke magnetische Flasche zu einer deutlichen Linienverbreiterung der Larmorresonanz und limitiert damit die relative Genauigkeit der Messung auf 10-6 (p.p.m.). Der Einsatz einer Doppel-Penningfallen-Technik umgeht dieses Problem durch die Verwendung von zwei separaten Penningfallen, die durch eine Transportstrecke verbunden sind. Eine Präzisionsfalle (PT) mit einem nahezu homogenen Magnetfeld dient der hochpräzisen Messung von νc und νL, wohingegen in einer Analysefalle (AT) mit der magnetischen Flasche der Spinzustand des Protons bestimmt wird. Durch Einsatz dieser Technik konnte 2014 bei der Messung des g-Faktors des Protons in Mainz eine relative Genauigkeit von 3.3·10-9 erreicht werden.

Das jüngste Mainzer Proton-Experiment verwendete eine im Vergleich zu den Proton-Messungen im Jahr 2014 optimierte Doppel-Penningfallen-Technik. Die Fallengeometrie wurde optimiert, um ein homogeneres Magnetfeld in der PT zu erhalten. Zusammen mit der Implementierung einer supraleitenden selbstabschirmenden Spule erlaubte dies eine Verbesserung der Zyklotronstabilität um eine Größenordnung. Die Breite der g-Faktor-Resonanz, eine der dominierenden Limitierungen in der vorherigen Messung, wurde reduziert durch eine sorgsame Optimierung der Larmor-Anregungsamplitude. Durch den Einsatz eines deutlich verbesserten supraleitenden Detektors für die modifizierte Zyklotronfrequenz ν+, konnte die Teilchen-Präparationszeit für jeden einzelnen Messzyklus reduziert werden. Dies ermöglichte eine doppelt so schnelle Messzeit, was eine höhere Statistik erlaubte. Außerdem stellte die simultane Messung von νL und ν+ anstelle einer nacheinander erfolgenden Bestimmung sicher, dass νL und ν+ bei gleichen Energien und Zeiten gemessen wurden, wodurch viele Beiträge zur systematischen Abweichung eliminiert wurden.
Das endgültige Ergebnis des bestimmten magnetischen Moments des Protons in Einheiten des Kernmagnetons besitzt eine relative Genauigkeit von 3·10-10 (0.3 p.p.b.): μp = 2.792 847 344 62(75)(34) μN. Der Wert in der ersten Klammer gibt die statistische Unsicherheit an, der in der zweiten Klammer die systematische Unsicherheit. Der neue Wert von μp stimmt mit dem aktuell akzeptierten CODATA-Wert (Committee on Data for Science and Technology) überein, ist jedoch um einen Faktor zehn genauer. Er verbessert die Präzision von 3.3·10-9 der Mainzer μp-Messung aus dem Jahr 2014 um einen Faktor elf.

Die BASE-Kollaboration external Link hat kürzlich durch Einsatz der beschriebenen Verbesserungen der Doppel-Penningfallen-Technik das magnetische Moment des Antiprotons mit einer relativen Genauigkeit von 1.5·10-9 gemessen (siehe unsere Nachricht vom 18.10.17).
Die jüngsten Ergebnisse für die magnetischen Momente des Protons und des Antiprotons ermöglichen einen Test der fundamentalen Materie-Antimaterie-Symmetrie im Baryonen-Sektor mit einer relativen Genauigkeit von 10-9 - 10-10. Die Forscher gehen davon aus, dass künftig durch die Reduzierung der Teilchen-Präparationszeiten um mehr als zwei Größenordnungen, Messungen des magnetischen Moments des Protons/Antiprotons mit einer relativen Genauigkeit im Bereich von 10-12 (p.p.t.) möglich sein werden. Hierzu sollen die Protonen/Antiprotonen sympathetisch mittels lasergekühlter Beryllium-Ionen gekühlt werden.

Weitere Informationen finden Sie im "Science"-Artikel ... >

Ein Radiobeitrag external Link (englisch) zur genauesten Messung des magnetischen Moments des Protons (Beginn bei 2:15 Min.).

Weitere Pressemitteilungen:

07.11.17: Massenmessungen an Kupferisotopen unterstützen die Vorhersage einer neuen Insel der Inversion

In Atomkernen besetzen Protonen und Neutronen Quantenniveaus, die durch Energielücken voneinander getrennt sind. Dies führt zu der Anordnung der Energieniveaus der Nukleonen im einfachen Schalenmodell. Dieses beschreibt erfolgreich die Kernstruktur nahe des Tals der Stabilität und erklärt die außergewöhnliche Stabilität von Kernen mit kompletten Protonen- oder Neutronenschalen (d. h. magischen Protonen- oder Neutronenzahlen). Allerdings wurde im Lauf der Jahre durch Untersuchungen an exotischen neutronenreichen Kernen festgestellt, dass die postulierte Stabilität von Kernen mit magischen Zahlen verschwinden kann. Heute weiß man, dass die magischen Zahlen des Schalenmodells N = 8, 20, 28 und 40 bei den sog. "Inseln der Inversion" ihre Gültigkeit verlieren. Weiterentwickelte Schalenmodellberechnungen sagen eine fünfte Insel der Inversion für Z < 28 voraus. Deshalb liegt ein Fokus der aktuellen experimentellen und theoretischen Kernstrukturforschung auf der Region bei Z = 28, N = 50 auf der Nuklidkarte. Der doppelt magische exotische Kern 78Ni ist hierbei von besonderem Interesse und es ist nicht geklärt, ob er die außergewöhnliche Stabilität von klassischen Kernen mit abgeschlossenen Schalen besitzt. Jüngste Untersuchungen mittels Laserspektroskopie haben außerdem deutliche Hinweise darauf gegeben, dass normale nahezu sphärische und deformierte Strukturen nahe bei 78Ni koexistieren (sog. "Form-Koexistenz"). Mit Hilfe von Kupferisotopen in der Nähe von 78Ni lässt sich dessen Struktur sehr gut stellvertretend untersuchen.

In einem kürzlich in Physical Review Letters veröffentlichten Artikel berichten A. Welker et al. über hochpräzise Massenmessungen an den Z = 29 Kupferisotopen 75–79Cu (N = 46-50). Die Messungen wurden mit dem hochauflösenden Multireflexions-Flugzeitmassenspektrometer/-separator (MR-TOF MS) ISOLTRAP external Link an CERN, Genf, durchgeführt.
Ein gereinigtes Kupferionen-Ensemble wurde in eine Präzisions-Penningfalle injiziert, um hochpräzise Massenmessungen mittels der Flugzeit Ionen-Zyklotron-Resonanz Methode (TOF-ICR) durchzuführen. Die TOF-ICR Messungen liefern die Atommassen der untersuchten Kupferionen über die Bestimmung des Verhältnisses der Zyklotronfrequenzen der 85Rb+ Ionen und der Kupferionen. Der Einsatz der MR-TOF MS erlaubte die Massenmessungen bei einer niedrigeren Ausbeute als es bei dem alleinigen Einsatz der Penningfallen-Massenspektrometrie möglich gewesen wäre.
Aus den bestimmten Massenexzess-Werten wurden die Zwei-Neutronen-Separationsenergien S2n der Nuklide in der Nähe von 78Ni hergeleitet. Die S2n-Werte gestatten die Erforschung der Entwicklung der Kernstruktur mit wachsender Neutronenzahl. Die Theorie sagt einen Abfall des S2n-Werts zwischen N = 50 und N = 52 voraus. Dies wäre ein wohlbekannter Hinweis auf magische Kerne. Da sich die neuen Massen nicht über N = 50 hinaus erstrecken, kann der erwartete Abfall des S2n-Werts nicht direkt beobachtet werden. Die neuen Daten unterscheiden sich jedoch deutlich von den früheren Ergebnissen und die Differenz der S2n-Werte zwischen N = 48 und N = 50 zeigt bereits den Effekt der magischen Zahl. Daher erlauben die hochpräzisen Massenmessungen an 75–79Cu die Bestimmung der Massenoberfläche oberhalb von 78Ni und geben einen deutlichen Hinweis auf dessen doppelt magische Natur.

Neben den Massenmessungen wurden großskalige Schalenmodell-Berechnungen unter Anwendung der kürzlich entwickelten PFSDG-U Interaktion durchgeführt. Die neuen Berechnungen sagen das Auftreten von Form-Koexistenz in einem doppelt magischen Kern 78Ni und eine neue Insel der Inversion für Z < 28 voraus. Die berechneten S2n-Werte stimmen sehr gut mit den experimentellen Ergebnissen für Ni- und Cu-Isotope überein. Hierdurch wird die zugrundeliegende Schalenmodell-Beschreibung dieser exotischen Kerne gestützt.

Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >

Der Artikel wurde für einen sog. Viewpoint in Physics ausgewählt. Bitte lesen Sie auch den Viewpoint zum Artikel external Link von Daniel Bazin.

Bitte lesen Sie auch die Pressemeldungen des idw external Link und des CERN external Link.

PRL Editor's Suggestion
Der Artikel wurde auch als "Empfehlung des Editors" ausgezeichnet. Dieses Prädikat erhalten Artikel "die hochinteressante Ergebnisse präsentieren und denen es dabei gelingt deren Bedeutung gerade auch an Leser aus anderen Gebieten erfolgreich zu vermitteln." (freie Übersetzung, siehe hier external Link)

18.10.17: Genaueste Messung des magnetischen Moments des Antiprotons mittels neuartiger Spektroskopiemethode

Die CPT-Symmetrie (C: Ladung, P: Parität, T: Zeit) des Standardmodells der Teilchenphysik impliziert die exakte Übereinstimmung der Eigenschaften eines Teilchens und seines Antiteilchens. Deshalb ermöglichen präzise Vergleiche der fundamentalen Eigenschaften von Teilchen und deren Antiteilchen sehr empfindliche Tests der CPT-Invarianz. Sie liefern Daten für Erweiterungen des Standardmodells und tragen zu einem besseren Verständnis der Materie-Antimaterie-Asymmetrie unseres Universums bei.

Da das magnetische Moment des Antiprotons 660-mal kleiner als das des Positrons ist, lässt sich sein magnetisches Moment sehr schwer mit hoher Präzision messen. Deshalb ist das magnetische Moment des Antiprotons bisher lediglich mit einer relativen Genauigkeit von 10-6 (p.p.m.) bekannt (siehe unsere Nachricht vom 18.01.17), wohingegen andere Teilchen-/Antiteilchen-Eigenschaften bereits mit einer Genauigkeit von 10-9 (p.p.b.) oder besser verglichen werden konnten.
Im Jahr 2014 wurde das magnetische Moment des Protons in Mainz mit einer relativen Präzision von 3.3·10-9 direkt gemessen (siehe unsere Nachricht vom 28.05.14). Diese hochpräzisen Proton-Messungen beruhten auf dem Einsatz der sehr anspruchsvollen Doppel-Penningfallen-Technik. Die Implementierung dieser Methode für Antiprotonen stellte eine Verbesserung der Genauigkeit der Messung des magnetischen Moments des Antiprotons auf einige 10-9 (p.p.b.) in Aussicht.

In einem kürzlich in "Nature" veröffentlichten Artikel berichten C. Smorra und die BASE-Kollaboration external Link über die Messung des magnetischen Moments des Antiprotons mit einer relativen Genauigkeit von 1.5·10-9. Die Messungen wurden am Antiproton-Decelerator (AD) external Link am CERN in Genf durchgeführt. Hierbei kam eine neuartige Zwei-Teilchen-Spektroskopiemethode in einem fortgeschrittenen kryogenen Multi-Penningfallen-System zum Einsatz.
Die Bestimmung des magnetischen Moments eines in einer Penningfalle gespeicherten Teilchens beruht auf der Messung des Frequenzverhältnisses der Larmorfrequenz (νL) und der Zyklotronfrequenz (νc). Der wesentliche Teil der Messung in dem neuartigen Systems wurde in zwei separaten Penningfallen durchgeführt: einer Analysefalle (AT) mit einem inhomogenen Magnetfeld und einer Präzisionsfalle (PT) mit einem um den Faktor ~105 homogeneren Magnetfeld B0 = 1.945 T.
Im Unterschied zur Doppel-Penningfallen-Technik, die bei der Messung des magnetischen Moments des Protons im Jahr 2014 in Mainz eingesetzt wurde, verwendete die neue Zwei-Teilchen-Technik ein heißes Zyklotron-Antiproton für die Messungen der Zyklotronfrequenz νc und ein kaltes Larmor-Antiproton zur Bestimmung der Larmorfrequenz νL. Daher kam die neue Methode ohne Zyklotron-Kühlung in jedem Messzyklus aus, wodurch die Sampling-Rate erhöht werden konnte.

Die Messung der Larmorfrequenz basiert auf der Spektroskopie des Spinübergangs des Antiprotons. Dafür ist es notwendig den Spinzustand des Antiprotons nicht destruktiv in der magnetischen Flasche der Analysefalle zu bestimmen. Dies wird durch eine Spiegelstromdetektion der axialen Oszillationsfrequenz verwirklicht, da die axiale Schwingungsmode durch die magnetische Flasche an das magnetische Moment des Teilchens gekoppelt ist. Nachdem der Spinzustand des Larmor-Antiprotons bestimmt wurde, wird es in die Präzissionsfalle transportiert, wo ein Spinübergang im homogenen Magnetfeld für die Larmorresonanz getrieben wird. Danach wird der Endzustand dieses Spinübergangs in der Analysefalle bestimmt.

Das Zyklotron-Antiproton wird zur Messung des Magnetfelds in der Präzissionsfalle verwendet. Diese wird vor und nach jedem Spinübergang des Larmorteilchens in der Präzissionsfalle durchgeführt. Während das Larmorteilchen in der Präzissionfalle ist, wird das Zyklotronteilchen in eine Parkelektrode geschoben. Die Zyklotronfrequenzmessung basiert ebenfalls auf der Spiegelstromdetektion. Die drei Oszillationsfrequenzen des gefangenen Antiprotons werden hierzu bestimmt und anschliessend das Invarianztheorem angewandt: νc2 = ν+2 + νz2 + ν-2.
Die Axialfrequenz νz des gespeicherten Antiprotons kann direkt mit dem Spiegelstromdetektor beobachtet werden. Die reduzierte Zyklotronfrequenz ν+ und die Magnetronfrequenz ν- werden durch Seitenbandkopplung der Moden an die Axialmode bestimmt. Hierzu werden Signale im Radiofrequenzbereich bei ν+ - νz bzw. νz + ν- eingestrahlt.

Die neuartige Zwei-Teilchen-Spektroskopiemethode lieferte einen erheblich verbesserten Wert für das magnetische Moment des Antiprotons in Einheiten des Kernmagnetons μN: μp = -2.792 847 344 1 (42) μN. Dieser neue Wert ist etwa 350-mal genauer als das Ergebnis der bislang präzisesten Messung von μp. Er ist mit dem im Jahr 2014 in Mainz gemessenen magnetischen Moment des Protons, μp = 2.792 847 350 (9) μN, konsistent und steht bei der erzielten Genauigkeit im Einklang mit der CPT-Invarianz.

Die BASE-Kollaboration geht davon aus, dass künftig mit einem technisch weiterentwickelten Apparat, der eine verbesserte magnetische Abschirmung, ein verbessertes System zum Widerstandskühlen für den Zyklotronmode mit niedrigerer Temperatur und eine Präzisionsfalle mit einem 10-fach homogeneren Magnetfeld besitzt, das Limit für unter CPT-Transformation ungerade Wechselwirkungen aus Vergleichen der magnetischen Momente von Proton und Antiproton um den Faktor 10 verbessert werden kann.

Weitere Informationen finden Sie im "Nature"-Artikel ... >

Bitte lesen Sie auch die Pressemeldung des MPIK external Link.

Weitere Pressemitteilungen:

18.07.17: Genaueste Messung der Protonenmasse

Die Masse des Protons mp ist eine fundamentale Konstante, die sehr wichtig für die Entwicklung eines genauen quantitativen Verständnisses der Naturgesetze und ihrer Symmetrien ist. Ihr Wert wird unter anderem für den präzisen Vergleich von Protonenmasse und Antiprotonenmasse benötigt, welcher einen sehr genauen Test der fundamentalen CPT-Symmetrie (C:Ladung, P:Parität, T:Zeit) ermöglicht.
Massenmessungen beruhen grundsätzlich auf dem Vergleich der zu messenden Masse mit einer möglichst genau bekannten Referenzmasse. Die Zyklotronfrequenz νc eines in einer Penningfalle gespeicherten Ions ist proportional zu seinem Ladung-zu-Masse-Verhältnis q/m: νc = 1/(2π) (q/m) B. Penningfallen-Massenmessungen an Protonen basieren daher auf dem Vergleich der Zyklotronfrequenz des Protons mit der Zyklotronfrequenz eines Referenzions im gleichen homogenen Magnetfeld B.

In einem kürzlich in Physical Review Letters veröffentlichten Artikel berichten F. Heiße et al. über eine hochpräzise Messung der Protonenmasse mp in atomaren Masseneinheiten, die auf dem Vergleich der Zyklotronfrequenzen des Protons und hochgeladener Kohlenstoffionen (12C6+) beruhte. Die Masse von 12C6+ lässt sich mit der Masse von 12C bzw. der atomaren Masseneinheit verknüpfen, indem man ihren Wert um die sechs fehlenden Elektronen sowie die zugehörigen Bindungsenergien korrigiert.
Die Messungen wurden in einem hoch optimierten kryogenen (4 K) Penningfallensystem durchgeführt, das eigens für Massenmessungen an leichten Ionen aufgebaut wurde. Der supraleitende Magnet und der Flüssighelium-Kryostat des vorausgegangenen Mainzer g-Faktor Experiments für hochgeladene Ionen konnten wieder verwendet werden. Die Fallensektion sowie die kryogene Nachweiselektronik wurden hingegen neu entwickelt. Der neue Fallenturm beinhaltet zwei separate Speicherfallen und die Messfalle (MT).
Die Ionen werden in einer Miniatur-Elektronenstrahl-Ionenquelle (EBIS) produziert. Indem die beiden einzelnen Ionen zwischen den beiden Speicherfallen und der Messfalle hin- und hertransportiert werden, wird die Zeit zwischen aufeinanderfolgenden Messungen in der Messfalle minimiert. Erstmals wurden hierbei zwei unabhängige supraleitende Nachweis-Schaltkreise für das Proton und das Kohlenstoffion implementiert, die sehr genau aufeinander abgestimmt werden mussten. Hierdurch waren Messungen bei identischen elektrostatischen und magnetischen Feldkonfigurationen möglich, d. h. bei gleichen Positionen der Teilchen in der Falle.

Die Zyklotronfrequenz νc wird mit Hilfe des Invarianztheorems aus den drei Eigenfrequenzen der Bewegung des Teilchens in der Penningfalle bestimmt: νc = (ν+2 + νz2 + ν-2)1/2. Von den drei unabhängigen Eigenbewegungen kann der Schwingkreis lediglich die Axialbewegung direkt nachweisen. Zur Bestimmung der Axialfrequenzen der gespeicherten Ionen, wurde der Spiegelstrom gemessen, den die Ionen in den Fallenelektroden induzieren, wenn sie mit der axialen Eigenfrequenz νz von etwa 525 kHz für 12C6+ bzw. 740 kHz für das Proton oszillieren. Die Axialfrequenz νz erhielt man dann durch Auswertung eines Dip-Spektrums, die modifizierte Zyklotronfrequenz ν+ (und auf gleiche Weise die Magnetronfrequenz ν-) wurde mit Hilfe einer "Double-Dip"-Methode gemessen. Hierbei wurde die modifizierte Zyklotronbewegung über eine Seitenbandanregung ν+ - νz so an die axiale Bewegung gekoppelt, dass der axiale Dip in einen Doppeldip aufspaltet.
Weil die Unsicherheit von ν+ in der Invarianzrelation dominiert, kam zusätzlich die um etwa eine Größenordnung genauere phasensensitive PnA (Pulse and Amplify) Technik zur hochpräzisen Bestimmung von ν+, mit sehr niedriger kinetischer Energie des Ions und folglich geringen systematischen Frequenzverschiebungen, zum Einsatz.

Unter Berücksichtigung der statistischen Unsicherheiten (erste Klammer) sowie der systematischen Verschiebungen und deren Unsicherheiten (zweite Klammer) der PnA-Daten, ergab sich das Verhältnis νc(12C6+)/νc(p) = 0.503 776 367 662 4(77)(146). Hierbei listen wir den statistischen und den systematischen Fehler separat auf. Das um etwa einen Faktor vier ungenauere Ergebnis aus der "Double-Dip"-Methode stimmte hervorragend mit dem PnA-Ergebnis überein.
Aus diesem Verhältnis der Zyklotronfrequenzen wurde die Protonenmasse in atomaren Masseneinheiten zu mp = νc(12C6+)/νc(p)·m(12C6+)/6 = 1.007 276 466 583(15)(29) u berechnet. Der Wert von mp besitzt eine relative Genauigkeit von 32·10−12 (32 ppt) und ist damit um einen Faktor drei genauer als der aktuelle CODATA (Committee on Data for Science and Technology) Wert. Die Masse des Protons ist außerdem drei Standardabweichungen kleiner als der Literaturwert.

Unter Verwendung der unabhängig gemessenen Elektronenmasse me, lieferte der neue Wert von mp außerdem ein um einen Faktor zwei genaueres Massenverhältnis von Proton zu Elektron mp/me = 1 836.152 673 346(81).

Weitere Informationen finden Sie im Physical Review Letters Artikel ... >

Bitte lesen Sie auch die Pressemeldung des MPIK external Link und die Synopsis external Link von Michael Schirber.

Weitere Pressemitteilungen:

17.07.17: Erste Photodetachment-Spektroskopie an einem schnellen OH- Strahl im CSR

Molekulare Anionen spielen eine wichtige Rolle bei chemischen Reaktionen im interstellaren Raum und in planetaren Atmosphären. Sie wurden beispielsweise in der Ionosphäre des Saturnmondes Titan beobachtet. Ionenfallen bieten eine Strahlungsabschirmung und extrem niedrige Drücke für Laborexperimente mit ruhenden Ionen.

Neuere Experimente mit molekularen Ionen widmeten sich in erster Linie ihrer Kühlung in Laserfeldern oder durch Stöße mit anderen Teilchen. Untersuchungen mit Ionen, die sich über lange Zeit im leeren Raum befinden, sind dagegen selten. Seit kurzem ermöglichen Tieftemperatur-Speicherringe solche Untersuchungen, in denen sehr lange Speicherdauern für Ionen erreicht werden und wo infolge ihrer schnellen Bewegung die Ionen einzeln nachgewiesen werden können. Insbesondere können negative Ionen, in denen neutrale Atome oder Moleküle ein zusätzliches Elektron binden, durch das Photodetachment – die Ablösung dieses Elektrons mit Licht – einzeln nachgewiesen werden.

Am MPIK Heidelberg wurde im Mai 2016 der neuartige ultrakalte Speicherring CSR eingeweiht, mit dem Experimente unter Weltraumbedingungen durchgeführt werden können. Er erlaubt die Untersuchung negativer Ionen mit Lebensdauern von Minuten oder Stunden. Beispielsweise können kleine molekulare Anionen wie OH- im CSR gespeichert werden, um deren Wechselwirkungen in den niedrigsten Rotationszuständen zu erforschen, die für die Bildung von Molekülen im interstellaren Raum sowie für die Tieftemperatur-Plasmachemie allgemein entscheidend sind.

In einem kürzlich in Physical Review Letters veröffentlichten Artikel berichten C. Meyer et al. über ein Photodetachment-Experiment an OH- Molekül-Anionen im kryogenen Speicherring CSR am MPIK Heidelberg, bei dem die inneren Anregungszustände dieses Moleküls aufgelöst wurden. Ein Strahl mit OH- Anionen aus einer Cs Sputter-Ionenquelle wurde auf 60 keV beschleunigt und in den ultrakalten Speicherring injiziert. Ungefähr 107 Ionen wurden bei einer Umgebungstemperatur nahe 6 K (-267 °C) und in extrem hohem Vakuum (unter 10-14 mbar) gespeichert. Die Speicherdauer betrug bis zu 1200 s (20 Min.). Dies ermöglichte die Beobachtung des spontanen Zerfalls niedrig liegender angeregter Rotationszustände von OH- und die der Rotationsrelaxation im Vakuum über Speicherzeiten, die lang im Vergleich zur Lebensdauer im ersten angeregten Rotationsniveau sind.
Frequenz- und zeitabhängige Photodetachment-Spektrometrie wurde durchgeführt, indem Laserstrahlen mit dem Ionenstrahl in fast gleicher Ausbreitungsrichtung überlagert wurden. Die schnellen neutralen Teilchen, die durch Photodetachment mit einer stetig niedrigen Rate produziert wurden, wurden mit einem großen Microchannel Plate Detector ca. 3 m von der Wechselwirkungsregion entfernt gezählt.

Eine effektive Strahlungstemperatur von Tr = 15.1(1) K wurde gemessen, wobei etwa 90% aller Ionen sich im Rotations-Grundzustand befanden.
Die Einstein-Koeffizienten AJ, die natürlichen Lebensdauern τJ = (AJ)-1 sowie die korrespondierenden Übergangsdipolmomente konnten für die niedrigsten OH- Rotationszustände (J = 1,2,3) bestimmt werden. Für die natürliche Lebensdauer des ersten angeregten Rotationsniveaus J = 1 ergab sich ein Wert von ca. 193 s. Solche direkte Lebensdauermessungen im Vakuum an niedrig liegenden, ausschließlich rotationsangeregten Zuständen in kleinen Molekülen sind bisher noch nicht durchgeführt und beschrieben worden. Das elektrische Dipolmoment wurde mit einer Unsicherheit von 1.5% gemessen. Es weicht deutlich von den verfügbaren theoretischen Werten ab.
Bei Photon-Energien nahe der Bindungsenergie der Elektronen, ist der Photodetachment-Wirkungsquerschnitt eine wichtige Informationsquelle für die internen Zustände des Anions und des neutralen Tochtermoleküls sowie für die Wechselwirkung des abgehenden niederenergetischen Elektrons mit dem neutralen Molekül. Deshalb wurden zusätzlich auch die relativen Photodetachment-Wirkungsquerschnitte einiger schwellennaher Energien für individuelle Rotationszustände von OH- bestimmt.

Die Photodetachment-Spektroskopie im CSR ermöglicht präzise Labormessungen natürlicher Lebensdauern und Linienintensitäten für extrem langsame, reine Rotationsübergänge in molekularen Ionen. Gegenwärtig werden Linienstärken für ionische Rotationsübergänge allgemein aus Berechnungen molekularer Dipolmomente gewonnen. Somit liefert die Messung von Rotationslebensdauern eine zusätzliche, bislang nicht verfügbare Möglichkeit zur experimentellen Überprüfung quantenchemischer Berechnungen.
Außerdem kann die Einzelniveau-Sensitivität der zeitabhängigen schwellennahen Photodetachment-Spektroskopie im CSR künftig dazu benutzt werden, Änderungen in der Besetzung von Rotationszuständen durch Molekülkollisionen im Speicherring zu untersuchen.

Weitere Informationen finden Sie im Physical Review Letters Artikel ... >

Bitte lesen Sie auch die Pressemeldung des MPIK external Link und die Focus Story external Link über den Artikel.

23.06.17: Übersichtsartikel zum direkten Neutrinomassen-Experiment ECHo

Bereits im Jahr 1930 postulierte Wolfgang Pauli für die Erklärung des β-Zerfalls ein neues neutrales Teilchen, das Enrico Fermi 1933 als "Neutrino" bezeichnete. 1956 konnte die Existenz von Neutrinos experimentell nachgewiesen werden. Lange Zeit dachte man, dass Neutrinos masselos sind, bis Experimente zwischen 1997 und 2002 zeigten, dass Neutrinos ihren Flavour (Elektron-, Myon- oder Tau-Neutrino) periodisch ändern. Der Theorie zufolge ist diese so genannte Neutrinooszillation nur möglich, wenn Neutrinos eine Masse besitzen.
Aus Neutrinooszillationsexperimenten lässt sich lediglich die quadratische Massendifferenz gewinnen, jedoch keine Information über die absolute Neutrinomasse.
Die Bestimmung der Neutrinomassen ist eine der größen Herausforderungen bei der Erforschung der fundamentalen Eigenschaften von Elementarteilchen. Obwohl hundert Billionen Neutrinos jeden Menschen pro Sekunde durchqueren, kennen wir deshalb dennoch bis heute ihre winzige Masse nicht. Bislang konnten nur Obergrenzen für die Neutrinomasse bestimmt werden, die bestätigen, dass sie sehr klein ist, aber nicht Null, wie vom aktuellen Standardmodell der Teilchenphysik vorhergesagt. Dieses ist daher unvollständig und bedarf einer Erweiterung, um die Struktur des Universums und die Hierarchie der Massen zu verstehen sowie eine große vereinheitlichte Theorie zu entwickeln.
Die einzige modellunabhängige Möglichkeit zur Bestimmung der absoluten Neutrinomassen sind Präzisionsmessungen der Kinematik der schwachen Wechselwirkungen. Das KArlsruhe TRItium Neutrino (KATRIN) Experiment external Link wurde zur direkten Messung der Masse des Elektron-Antineutrinos mit einer Empfindlichkeit von 0.2 eV entworfen. Im Electron Capture 163-Ho Experiment (ECHo) external Link beabsichtigt die ECHo-Kollaboration external Link, die Neutrinomasse aus Messungen der emittierten Energie beim Übergang des künstlichen Holmium-163-Isotops durch Elektroneneinfang in das stabile Dysprosium-163 zu extrahieren.

In einem kürzlich im "European Physical Journal Special Topics" erschienenen Übersichtsartikel erörtert die ECHo-Kollaboration die Gründe, Erwartungen sowie die ersten beiden Phasen des ECHo-Experiments. Dieses wurde erdacht, um für die Masse des Elektron-Neutrinos eine Empfindlichkeit unter 1 eV zu erreichen, indem man das Ende des kalorimetrisch gemessenen Spektrums des Elektroneneinfangs von 163Ho analysiert. Für diese Empfindlichkeit unter 1 eV muss eine Vielzahl von hochmodernen Technologien entwickelt werden, z. B. die Produktion großer Mengen an hochreinem Holmium-163 sowie die Entwicklung von großen Metallic Magnetic Calorimeters (MMCs) Arrays und eine genaue Parametrisierung des 163Ho-Spektrums.

Das ECHo-Experiment wird in verschiedene Phasen unterteilt sein. Die erste Phase, das aktuelle mittelgroße Experiment ECHo-1k, ist ein dreijähriges Projekt, das im Jahr 2015 begonnen wurde. Mit ihm wird eine Empfindlichkeit unter 10 eV für die Masse des Elektron-Neutrinos erreicht werden, indem etwa 1000 Bq (1 Kilobecquerel) an radiochemisch hochreinem 163Ho eingesetzt wird, das auf ein Array aus etwa 100 Niedrigtemperatur-MCCs-Detektoren verteilt sein wird.
Bereits in der ersten Phase von ECHo-1k konnten sehr interessante Ergebnisse erzielt werde, beispielsweise die Entdeckung spektraler Strukturen aufgrund angeregter Zustände höherer Ordnung in 163Dy. Des Weiteren war unsere Arbeitsgruppe am MPIK an der ersten direkten hochpräzisen Bestimmung der Differenz der Atommassen von 163Ho und 163Dy mit dem Penningfallen-Massenspektrometer SHIPTRAP external Link beteiligt, bei der die sog. Phase-Imaging Ion-Cyclotron-Resonance (PI-ICR) Technik zum Einsatz kam. Die Messung ergab einen QEC-Wert von 2833 eV mit einer Unsicherheit von nur wenigen 10 eV, so dass man zuversichtlich sein kann, dass in der ECHo-1k-Phase für die Neutrinomasse eine Empfindlichkeit kleiner 10 eV erreicht werden kann.

Die zweite Phase, ECHo-1M, wird derzeit geprüft und wird nach Abschluss von ECHo-1k beginnen. Bei ECHo-1M wird eine 163Ho Aktivität von 1 MBq, eingebettet in große MMCs Arrays, erreicht werden und eine Empfindlichkeit für die Elektron-Neutrino-Masse unter 1 eV angestrebt. Diese hohe Empfindlichkeit erfordert insbesondere eine direkte Messung des QEC-Werts des Elektroneneinfangs in 163Ho mit einer bisher unerreichten niedrigen Unsicherheit von etwa 1 eV. Dies wird durch die Verbesserung der Genauigkeit des Werts der Zerfallsenergie (QEC) um eine Größenordnung möglich. Hierfür wird durch unsere Arbeitsgruppe am MPIK Heidelberg zurzeit das Penningfallen-Massenspektrometer PENTATRAP aufgebaut.

Weitere Informationen finden Sie im Übersichtsartikel ... >

24.04.17: Übersichtsartikel zu neuen Methoden und Highlights der kollinearen Laserspektroskopie an ISOLDE

In einem kürzlich im "Journal of Physics G" veröffentlichten Übersichtsartikel berichten R. Neugart et al. über neue Methoden und Highlights der kollinearen Laserspektroskopie am ISOLDE external Link on-line Isotopenseparator am CERN in Genf.

Die kollineare Laserspektroskopie an ISOLDE hat eine erfolgreiche Geschichte von mehr als 35 Jahren. Das COLLAPS external Link (COLlinear LAser SPectroscopy) Setup wurde an ISOLDE eingeführt, um fundamentale Eigenschaften exotischer Kerne wie den Spin des Grundzustands, elektromagnetische Momente und Kernladungsradien zu untersuchen. Im Jahr 1980 wurde das erste COLLAPS-Setup fertig gestellt und erste erfolgreiche Experimente an neutronenreichen Barium-Isotopen durchgeführt. Es folgten bis 1990 zahlreiche Untersuchungen weiterer Isotopenketten, überwiegend in der Region schwererer Kerne.
Im Jahr 1992 begann eine zweite Periode von COLLAPS-Experimenten am neuen ISOLDE-Standort am Proton Synchrotron Booster external Link (PSB) des CERN. Während dieser Periode wurden hochempfindliche experimentelle Techniken entwickelt, die die Eigenschaften spezieller Klassen atomarer Systeme nutzten.

Die klassische kollineare Laserspektroskopie an der COLLAPS-Beamline basiert auf einer einzelnen resonanten Anregung durch einen Dauerstrichlaser (cw laser) und der Nutzung des Fluoreszenzzerfalls vom angeregten Niveau als eine direkte Nachweismethode. Zur Verbesserung der Empfindlichkeit von COLLAPS wurde ein rf quadrupole cooler and ion buncher (RFQCB), der Ionenkühler-Buncher ISCOOL external Link, an ISOLDE installiert. Dieser liefert radioaktive Strahlen mit erhöhter Qualität, wodurch eine Background-Unterdrückung von mehreren Größenordnungen ermöglicht wird. Seit Herbst 2008 wurde bei nahezu allen optischen Nachweisexperimenten an COLLAPS diese neue Methode mit dem Einsatz von ISCOOL verwendet.

Die Kombination von kollinearer Laserspektroskopie mit dem Prinzip der Laserresonanzionisation wird im neuen CRIS external Link (Collinear Resonance Ionisation Spectroscopy) Setup an ISOLDE eingesetzt. Die kollineare Resonanzionisation benutzt einen zweiten (oder dritten) Laser, um das Niveau, das im ersten hochauflösenden Schritt bevölkert wird, weiter ins Kontinuum anzuregen und folglich die Atome zu ionisieren. Dies ist ein sehr selektiver Prozess, der den sehr effizienten Nachweis von optischer Resonanz nahezu ohne jeglichen Background durch Ionenzählung erlaubt. Seit 2012 wird die neuartige CRIS-Technik mit vielversprechenden Ergebnissen für Messungen an der Francium-Isotopenkette eingesetzt.

Die Einführung von ISCOOL und der neuen CRIS-Methode an ISOLDE brachte einen Durchbruch bei der Empfindlichkeit für Nuklide innerhalb weiter Massebereiche. Die Bestimmung der Grundzustandseigenschaften von Kernen entlang von Isotopenketten mittels kollinearer Laserspektroskopie ist mittlerweile in der kernphysikalischen Forschung mit radioaktiven Strahlen unverzichtbar.

Der Übersichtsartikel gibt detaillierte Informationen zum experimentellen Prinzip der kollinearen Laserspektroskopie, zu den neuen Methoden und Highlights seit 2000 sowie zu den wichtigsten geplanten Entwicklungen an ISOLDE. Zwei Beispiele sind eine vorgeschlagene Electrostatic Ion Beam Trap (EIBT) für ultra-sensitive kollineare Laserspektroskopie von Radionukliden und die beabsichtigte Installation des Schwerionenspeicherrings TSR external Link vom MPIK Heidelberg, der hervorragende Möglichkeiten für die Untersuchung sehr anspruchsvoller Fälle bietet, die bislang an ISOLDE noch nicht behandelt werden konnten ... >

21.03.17: Erste Beobachtung einzelner Spin-Quantenübergänge eines einzelnen Antiprotons

In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Spektroskopieexperimente durchgeführt, die auf der Beobachtung von Quantenphänomenen in Elektron/Positron Systemen beruhten und empfindliche Messungen mit höchster Genauigkeit ermöglichten. Diese führten z. B. zur Entwicklung erster optischer Frequenzstandards, zu präzisen Messungen des Planck'schen Wirkungsquantums, zur genauesten Messung der Feinstrukturkonstante sowie zu einem empfindlichen Test der fundamentalen CPT-Symmetrie (C:Ladung, P:Parität, T:Zeit). Im Jahr 2012 wurden erstmals Quantenübergänge eines reinen Antimateriesystems (Antiwasserstoff) beobachtet.
Um vergleichbare Beobachtungen auch im Proton/Antiproton System zu ermöglichen, benötigt man eine deutlich höhere experimentelle Empfindlichkeit. Deshalb ist die Anwendung von Spektroskopiemethoden, die auf Quantenübergängen beruhen, deutlich anspruchsvoller als beim Elektron/Positron System. Die kürzliche Beobachtung einzelner Spinübergänge eines einzelnen gespeicherten Protons führte zur hochpräzisen Messung des magnetischen Moments des Protons im Jahr 2015 mit einer relativen Genauigkeit von 3.3·10-9.

In einem kürzlich in Physics Letters B veröffentlichten Artikel berichten C. Smorra et al. über den ersten zerstörungsfreien Nachweis einzelner Spinübergänge eines einzelnen Antiprotons. Das Experiment wurde mit dem BASE external Link Penningfallen-System am Antiproton Decelerator (AD) external Link am CERN in Genf durchgeführt.
Das BASE Penningfallen-System besteht aus vier Penningfallen, die in der horizontalen Bohrung eines supraleitenden Magneten montiert sind. Eine Reservoirfalle (RT) dient als Interface zwischen dem AD und den Messfallen und liefert bei Bedarf einzelne Teilchen aus dem Reservoir in die anderen Fallen. Die Präzisionsfalle (PT) und die Kühlfalle (CT) werden für die genauen Frequenzmessungen bzw. das effiziente Kühlen der modifizierten Zyklotronmode benötigt. Durch Ausnutzung des kontinuierlichen Stern-Gerlach-Effekts in der 5-Pol Analysefalle (AT) mit einer überlagerten magnetischen Flasche von Bz = 272(15) mT/mm2, die von einem supraleitenden Magneten mit der Feldstärke B0 = 1.945 T erzeugt wurde, konnten einzelne Spin-Quantenübergänge beobachtet werden. Hierdurch wurde das magnetische Spinmoment des gespeicherten Antiprotons an seine axiale Frequenz νz gekoppelt.
Im beschriebenen Antiproton-Experiment lag die Fluktuation der axialen Frequenz des Teilchens in der magnetischen Flasche bei 48.1mHz für eine mittlere Nachweisdauer von 96s. Unter diesen Bedingungen konnte gezeigt werden, dass 92.1% der in der Messsequenz nachgewiesenen Spinzustände korrekt identifiziert werden.

Um den g-Faktor des Antiprotons mit sehr hoher Genauigkeit messen zu können, beabsichtigt die BASE Kollaboration external Link, die anspruchsvolle Doppel-Penningfallen-Technik einzusetzen. Diese wurde erstmals 2013 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erfolgreich mit einem einzelnen Proton demonstriert. Im BASE Antiproton-Experiment wurde für die Initialisierung des Spinzustands eine Zuverlässigkeit von >99.9% sowie eine durchschnittliche Vorbereitungsdauer von 24 Minuten erzielt. Dies erlaubt eine Messung des g-Faktors des Antiprotons mittels Doppel-Penningfallen-Technik mit hohem Kontrast, so dass die angestrebte relative Genauigkeit im Bereich von einigen p.p.b. (10-9) erreicht werden kann. Diese hohe Präzision wird einen der strengsten Tests der CPT-Symmetrie im Baryonensektor ermöglichen.

Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >

18.01.17: BASE Kollaboration misst den g-Faktor des Antiprotons mit höchster Genauigkeit

Das beobachtbare Universum zeigt kein Materie-Antimaterie Gleichgewicht, sondern besteht überwiegend aus Materie. In der Teilchenphysik wird jedes Teilchen jedoch gemeinsam mit seinem korrespondierenden Antiteilchen erzeugt und solche Teilchen-Antiteilchen-Paare vernichten sich gegenseitig. Um das offenkundige Materie-Antimaterie Ungleichgewicht auf kosmologischer Skala zu erkären, nehmen Wissenschaftler an, dass es unmittelbar nach der Entstehung des Universums etwas mehr Materie als Antimaterie gegeben haben muss, so dass sämtliche Antimaterie vernichtet wurde und nur Materie übrig blieb. Gemäß der fundamentalen CPT-Symmetrie (C:Ladung, P:Parität, T:Zeit) des Standardmodells der Teilchenphysik stimmen ein Teilchen und sein Antiteilchen in ihren fundamentalen Eigenschaften exakt überein. Deshalb ermöglicht der sehr genaue Vergleich der Eigenschaften eines Teilchens und seines Antiteilchens einen Test der CPT-Symmetrie und trägt zu einem besseren Verständnis der Materie-Antimaterie-Asymmetrie in unserem Universum bei. Dies inspiriert Physiker, neuartige Techniken und Experimente zu entwickeln, um kleinste Unterschiede zwischen den Eigenschaften von Materie und Antimaterie aufzuspüren.

In einem kürzlich in "Nature Communications" veröffentlichten Artikel berichten H. Nagahama et al. über hochpräzise Messungen des magnetischen Moments des Antiprotons am Baryon Antibaryon Symmetry Experiment (BASE) external Link am Antiproton Decelerator (AD) external Link am CERN in Genf. Ziel des Experiments war ein strenger Test der CPT-Symmetrie durch den hochpräzisen Vergleich des magnetischen Moments des Protons und des Antiprotons. Die dazu eingesetzte Spin-Flip-Technik wurde bereits erfolgreich bei Elektronen und Positronen angewendet. Ihr Einsatz zur Messung des magnetischen Moments des Protons/Antiprotons ist allerdings deutlich anspruchsvoller, da deren magnetische Momente 660 Mal kleiner sind. Der Nachweis von Spin-Flips einzelner Antiprotonen erforderte daher eine speziell entworfene extrem starke magnetische Flasche mit einer mehr als 1000 Mal stärkeren Inhomogenität (2.88·105 Tm-2) als das bei den Elektron/Positron Experimenten eingesetzte inhomogene Magnetfeld.

Im Rahmen von BASE werden die g-Faktoren von Proton und Antiproton bestimmt, indem das jeweilige Verhältnis von Spin-Präzessionsfrequenz νL (Larmor-Frequenz) zur Zyklotronfrequenz νc gemessen wird. Die Spin-Präzessionsfrequenz wird über den zerstörungsfreien Nachweis von Spin-Quantenübergängen mittels des kontinuierlichen Stern-Gerlach-Effekts gemessen. Die Zyklotronfrequenz ergibt sich mit Hilfe des Invarianztheorems aus den Eigenfrequenzen der Bewegung des Teilchens in der Penningfalle: νc2 = ν+2 + νz2 + ν-2. Die modifizierte Zyklotronfrequenz ν+, die axiale Frequenz νz und die Magnetronfrequenz ν- werden mittels Spiegelstrom-Nachweis gemessen.
Das BASE Experiment verwendet ein Drei-Penningfallen-System, welches in der horizontalen Bohrung eines supraleitenden Magneten mit der Feldstärke B=1.945 T montiert ist. Eine Teilchenwolke aus Antiprotonen wird in der Reservoirfalle (RT) gespeichert. Diese liefert der Co-Magnetometer-Falle (CT) sowie der Analysefalle (AT) bei Bedarf einzelne Teilchen. Die CT dient kontinuierlichen Magnetfeld-Messungen. Die AT ist die Falle, der das sehr inhomogene magnetische Feld (magnetische Flasche) überlagert wird und dient der Messung der Zyklotron- und der Larmor-Frequenz.

Es wurden sechs direkte g-Faktor Messungen an einzelnen Antiprotonen mit einer relativen Genaugkeit von 0.8 p.p.m (10-6) durchgeführt. Der neue Wert von 2,7928465(23) ist sechs Mal genauer als der der bisherigen besten Messung durch die ATRAP Kollaboration external Link in 2013 am CERN. Er stimmt mit dem genauesten Wert des g-Faktors des Protons von 2,792847350(9), der 2014 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gemessen wurde, sehr gut überein. Somit bestätigen die g-Faktor Messungen die fundamentale Ladungs-, Parität-, Zeit-Invarianz des Standardmodells der Teilchenphysik.
Die 1000 Mal genaueren Mainzer Proton-Messungen basieren auf dem Einsatz der sehr anspruchsvollen Doppel-Penningfallen-Technik. Die BASE Kollaboration external Link beabsichtigt, diese Methode zur Anhebung der Genauigkeit der Antiproton-Messungen in den Bereich von einigen p.p.b. (10-9) zu implementieren.

Weitere Informationen finden Sie im "Nature Communications" Artikel ... >

Bitte lesen Sie auch die Pressemeldungen des MPIK external Link, des CERN external Link, von RIKEN external Link und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz external Link.

Weitere Pressemitteilungen:

10.01.17: Kernstrukturuntersuchungen und Vielteilchen QED Tests mittels hochpräziser Laserspektroskopie an Be+

Die Untersuchung der Atomstruktur durch hochpräzise Laserspektroskopie ist für das Verständnis fundamentaler physikalischer Fragestellungen sehr bedeutsam. Sie gibt z. B. einen genauen Einblick in die Grundzustandseigenschaften kurzlebiger Kerne, beispielsweise den Kernladungsradius. Hierdurch können Kernstrukturmodelle getestet und verbessert werden. Des Weiteren ist die Kombination von Laserspektroskopie mit theoretischen Berechnungen unverzichtbar für die Erforschung der Quantenelektrodynamik von Vielteilchensystemen in schwachen und starken Feldern.

In einem kürzlich in Applied Physics B veröffentlichten Artikel berichten A. Krieger et al. über hochpräzise Messungen an stabilen und radioaktiven Beryllium-Isotopen an der COLLAPS external Link collinear spectroscopy beam line an CERN-ISOLDE external Link in Genf. Diese Untersuchungen hatten zum Ziel, genauere Informationen zur Kernstruktur zu erhalten sowie einen wichtigen Test für bound-state QED Berechnungen in Drei-Elektronen-Systemen zur Verfügung zu stellen.
Die Methode der konventionellen kollinearen Laserspektroskopie wurde hierfür weiterentwickelt und mit einem Frequenzkamm kombiniert, um hochpräzise Messungen der Übergangsfrequenzen der D1 und D2 Übergänge 2s2S1/2 → 2p2P1/2,3/2 in Be+ zu ermöglichen. Zur Vermeidung der limitierten Genauigkeit der konventionellen kollinearen Laserspektroskopie aufgrund der Unsicherheit bei der Bestimmung der Ionen-Beschleunigungsspannung, wurde die quasi-simultane Anregung durch einen kollinearen und einen antikollinearen Laserstrahl eingeführt. Dazu wurden zwei frequenzstabilisierte Farbstofflaser benötigt, deren UV-Laserstrahlen dem Beryllium-Ionenstrahl in entgegengesetzter Richtung überlagert wurden.
Die Isotopieverschiebungen wurden in zwei Strahlzeiten als Differenz zwischen der Übergangsfrequenz des betrachteten Be-Isotops und des stabilen Referenz-Isotops 9Be erhalten. Der Einsatz eines Frequenzkamms erlaubte die Bestimmung der Laserfrequenzen mit der erforderlichen relativen Genauigkeit kleiner 10−9. Damit konnten die Isotopieverschiebungen mit einer Genauigkeit von besser als 10−5 ermittelt werden.
Aus seiner Isotopieverschiebung lässt sich die zugehörige Änderung im mittleren quadratischen Ladungsradius des Isotops ableiten. Die genauen Isotopieverschiebungen führten somit zu einer präzisen Bestimmung der Kernladungsradien entlang der Beryllium Isotopenkette 7,10−12Be relativ zum stabilen Isotop 9Be.

Darüber hinaus wurde die 2p Feinstrukturaufspaltung als Funktion der Ordnungszahl entlang der Beryllium-Isotopenkette aus den genauen Übergangfrequenzen extrahiert. Hochpräzise Berechnungen der Feinstrukturaufspaltung in Drei-Elektronen-Systemen sind erst seit kurzem möglich. Daher lieferten die Messungen auch einen Test für solche hochpräzisen bound-state QED Berechnungen. Die experimentellen Ergebnisse bestätigten erste Berechnungen für das Z=4 Drei-Elektronen-System von Be+. Die gemessene Massenabhängigkeit der Feinstrukturaufspaltung von 7,10−12Be ermöglichte zudem eine Überprüfung der sog. Splitting Isotope Shift (SIS), die mit sehr hoher Genauigkeit theoretisch berechnet werden kann.

Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >