Presse-Archiv 2015
In interstellaren Wolken sind die Teilchendichten extrem gering und es können in der Regel niedrige Temperaturen
von bis zu -263 °C (bzw. 10 K) auftreten. Die interstellare Chemie unterscheidet sich daher deutlich von der
uns bekannten irdischen Chemie. Um die Entstehung und Stabilität interstellarer Moleküle verstehen zu
können, müssen Experimente unter vergleichbaren Bedingungen durchgeführt werden.
Der neuartige, kryogene, elektrostatische Speicherring CSR am MPIK eignet sich hervorragend für solche Experimente.
In ihm können in extrem hohem Vakuum (unter 10-13 mbar) Ionenstrahlen, schwere Moleküle und sogar große
Atom- und Molekülcluster zur Untersuchung molekularer Reaktionsprozesse gespeichert werden.
Bereits 2009 ging ein speziell entwickelter Prototyp erfolgreich in den Testbetrieb. Im März 2014 gelang es dann erstmals, einen injizierten Ar+-Strahl für viele hundert Umläufe auf einer stabilen Bahn im noch nicht gekühlten Ring zu speichern. Nun gelang Mitgliedern unserer Abteilung das erste Experiment im ultrakalten Speicherring. Dazu wurden Hydroxidionen (OH–) in den CSR eingeschossen und dort für mehr als zehn Minuten auf der 35,4 m langen Umlaufbahn gehalten. Um zu überprüfen, ob die gespeicherten OH−-Ionen tatsächlich auf Temperaturen wie im interstellaren Raum abkühlen, wurde deren innere Energie ermittelt. Eine erste Auswertung der Daten bestätigte die angestrebte ultrakalte Temperatur der Moleküle. Die Physiker des MPIK verfügen mit ihrem neuartigen CSR (Cryogenic Storage Ring) somit künftig über ein weltweit einzigartiges Werkzeug für Experimente zur Chemie des Weltraums.
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