Nachrichten-Archiv 2011
Warum negativ geladene Wasserstoffmoleküle (H2–-Ionen) für einige Mikrosekunden existieren können, obwohl das auf den ersten Blick ziemlich unmöglich erscheint, haben Experimente der Gruppe "Molekulare Quantendynamik und gespeicherte Ionenstrahlen" von Andreas Wolf gezeigt. Diese Molekülionen rotieren schnell, sind enorm groß und zerfallen schließlich zu neutralen Wasserstoffmolekülen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in Physical Review Letters veröffentlicht. Sie bestätigen theoretische Vorhersagen.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >
Lesen Sie auch die ausführlichen Mitteilungen des MPIK ,
von APS Physics
sowie
Physics Today.
Die Flugzeit (TOF) Ionen-Zyklotron-Resonanz (ICR) Technik zur Bestimmung der Masse
kurzlebiger Nuklide ist vor kurzem verbessert worden, indem die Quadrupolanregung durch
eine Oktupolanregung der Ionenbewegung ersetzt wurde. In einem soeben in Physical
Review Letters veröffentlichten Artikel präsentieren S. Eliseev et al. erstmals eine
analytische Beschreibung dieser neuen Oktupoltechnik und berichten über ihren Einsatz
bei einer direkten Bestimmung des Massenverhältnisses des Massendubletts 164Er-164Dy
mittels Penningfalle.
Die neue Technik lieferte eine Verbesserung des Auflösungsvermögens um mehr als eine
Größenordnung und ermöglichte hierdurch die simultane Messung der Zyklotronfrequenzen
von 164Dy+ und 164Er+.
164Er ist ein vielversprechender Kandidat für die Suche nach dem
neutrinolosen doppelten Elektroneneinfang. Die Beobachtung dieses neutrinolosen
Übergangs würde belegen, dass das Neutrino ein Majorana-Teilchen ist. Dem gemessenen
Qee-Wert von 25.07(12) keV für 164Er entspricht eine
Halbwertszeit von 1030 Jahren für ein Majorana-Neutrino mit 1 eV Masse.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >
In einem soeben in Physical Review Letters veröffentlichten Artikel berichten S. Sturm et al. über die Entwicklung einer neuartigen Technik zur phasensensitiven Messung der modifizierten Zyklotronfrequenz eines Ions in einer Penningfalle bei Energien nahe des thermischen Kühllimits. Bei solch extrem niedrigen Energien können systematische Frequenzverschiebungen in den meisten Fällen vernachlässigt werden und es sind Messungen der Zyklotronfrequenz mit einer Unsicherheit im Bereich von 1 ppt (10-12) möglich. Das bei den beschriebenen Untersuchungen eingesetzte experimentelle Setup besteht aus einer zylindrischen Penningfalle, die Teil eines Triple-Trap-Systems ist, in dem wasserstoffähnliche Ionen für nahezu unbegrenzte Zeit unter kontrollierten Bedingungen in einem kleinen Raumvolumen gespeichert werden können.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >
In "Journal of Physics: Conference Series" wurde kürzlich der Konferenzband der letztjährigen
"International Nuclear Physics Conference 2010"
(INPC2010 )
veröffentlicht.
Weitere Informationen zum INPC2010 Konferenzband ... >
Penningfallen bieten einzigartige Möglichkeiten zur Untersuchung einzelner geladener Teilchen unter wohldefinierten, kontrollierbaren experimentellen Bedingungen. Durch den Einsatz von Penningfallen können die Eigenschaften geladener Teilchen und deren Antiteilchen mit extrem hoher Präzision verglichen werden, was strenge Tests der Teilchen-Antiteilchen-Symmetrie ermöglicht. Der genaueste direkte Test von Einsteins berühmter Gleichung E = mc2 basiert auf Penningfallen-Experimenten.
In einem soeben in Physical Review Letters veröffentlichten Artikel beschreiben
S. Ulmer et al. ein neuartiges Messverfahren zur direkten Bestimmung der freien
Zyklotronfrequenz νc eines einzelnen in einer Penningfalle
gespeicherten Teilchens. Ziel des Experiments ist die Messung des g Faktors
des Protons gp und des Antiprotons
in einer kryogenen Penningfalle mit Hilfe des kontinuierlichen Stern-Gerlach-Effekts.
Die eingesetzte Methode basiert auf den "bekleideten" Zuständen der Modenkopplung.
In diesem neuen Messverfahren sind beide radialen Schwingungsmoden des gefangenen
Protons gleichzeitig an die axiale Bewegungsmode gekoppelt. Dies wurde zuvor noch nie
gezeigt.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >
Kürzlich wurde in Hyperfine Interactions der Konferenzband der letztjährigen
"International Conference on Trapped Charged Particles and Fundamental Physics"
(TCP2010 )
veröffentlicht. Unsere Abteilung hat insgesamt neun Artikel dazu beigetragen.
Weitere Informationen zum TCP2010 Konferenzband und den Abteilungsbeiträgen ... >
Wir wissen bereits, dass Neutrinos massive Teilchen sind, wir wissen jedoch immer noch nicht, ob das Neutrino ein Dirac- oder ein Majorana-Teilchen ist. Bisher war der einzig mögliche Weg zur Überprüfung, ob Neutrinos Majorana-Teilchen sind, die Beobachtung von neutrinolosen doppelten Beta-Transformationen, wie z.B. dem neutrinolosen doppelten Betazerfall, der die größte Wahrscheinlichkeit aufweist. Es gibt allerdings einige Spezialfälle, in denen eine starke resonante Verstärkung der Wahrscheinlichkeit für den neutrinolosen doppelten Elektroneneinfang erwartet wird. Die wesentliche Unsicherheit bei der Bestimmung der Resonanzbedingungen liegt in der unzureichenden Kenntnis des Qee-Werts. Diese kann mit Hilfe der hochpräzisen Penningfallen-Massenspektrometrie überwunden werden.
In einem soeben in Physical Review C veröffentlichten Artikel berichten S. Eliseev
et al. über hochpräzise Messungen der Atommassendifferenzen zwischen den Nukliden
156Dy und 156Gd. Die Messungen wurden mit dem Penningfallen-Massenspektrometer
SHIPTRAP
an der GSI Darmstadt durchgeführt. Es konnte eine Überlagerung mehrerer Resonanzzustände
im neutrinolosen doppelten Elektroneneinfang in 156Dy beobachtet werden.
Dieses einzigartige Phänomen kann dabei helfen, die Mechanismen zu beleuchten, die
dem neutrinolosen doppelten Elektroneneinfang zu Grunde liegen.
Die Beobachtung dieses Prozesses würde belegen, dass das Neutrino ein Majorana-Teilchen ist.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >

Die ersten wissenschaftlichen Resultate von Massenmessungen an TRIGA-TRAP wurden
in dieser Woche in der renommierten Zeitschrift Physical Review C veröffentlicht.
Dabei handelt es sich um Massenmessungen an stabilen isotopen der seltenen Erden,
insbesondere Gd und Hf Isotopen, bei denen signifikante systematische Abweichungen
gegenüber den Werten in der Datenbank der Atommassen (Atomic Mass Evaluation, AME)
beobachtet wurden. Diese Messungen wurden mit einer Quelle für stabile Isotope
durchgeführt und werden derzeit noch auf andere seltene Erden ausgedehnt.
Gleichzeitig wird die Kopplung von TRIGA-TRAP
mit dem TRIGA-Reaktor im Rahmen der
TRIGA-SPEC Kollaboration vorangetrieben.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >
In einem soeben in Physical Review Letters veröffentlichten Artikel berichten
S. Sturm et al. über die Bestimmung des g-Faktors des in wasserstoffähnlichem
28Si13+ gebundenen Elektrons. Hierzu wurde ein einzelnes Ion
in einer zylindrischen Penningfalle gefangen und aus dem Verhältnis seiner
Zyklotronfrequenz und der Frequenz des induzierten Spin-Flip-Übergangs ein Wert von
g = 1.995 348 958 7(5)(3)(8) bestimmt.
Bisherige Messungen waren auf das Gebiet der leichten Elemente wie Kohlenstoff und
Sauerstoff beschränkt. Die Ausdehnung auf schwerere Systeme wie Silicium liefert
neue Einblicke in physikalische Grundlagen.
Die exzellente Übereinstimmung zwischen dem neuen experimentellen und dem
aktuellsten theoretischen Wert von g = 1.995 348 958 0(17)
ist der zur Zeit genaueste Test der QED-Berechnungen gebundener Zustände
(BS-QED) in starken Feldern. Es werden erstmals bislang nicht berechnete Werte von
Zwei-Schleifen-Beiträgen höherer Ordnung sichtbar.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >
In einem soeben in Physical Review Letters veröffentlichten Artikel berichten S. Ulmer et al. über die
erstmalige Beobachtung von Spin-Quantensprüngen eines einzelnen gepeicherten Protons.
Dies ist ein entscheidender Durchbruch auf dem Weg zu einem neuen hochpräzisen Test
der Materie-Antimaterie-Symmetrie durch den direkten hochpräzisen Vergleich der
magnetischen Momente des Protons und des Antiprotons.
Das Experiment wird in einer kryogenen Doppel-Penningfalle durchgeführt. In solchen
Systemen können Protonen beliebig lange gespeichert werden.
Durch eine Hochfrequenzanregung werden Spin-Quantensprünge induziert und mittels des
kontinuierlichen Stern-Gerlach-Effekts zerstörungsfrei beobachtet. Hierzu wird das
einzelne Proton in einer Penningfalle mit einer sehr starken magnetischen Inhomogenität
gespeichert. Das Umklappen des Spins ändert die axiale Frequenz des
gespeicherten Protons um 3/10 000 000. Diese winzigen Frequenzänderungen,
nur 190 mHz aus 674 kHz, wurden eindeutig nachgewiesen, was die erste direkte
Beobachtung von Spin-Quantensprüngen eines einzelnen Protons unmittelbar belegt.
Durch die erfolgreiche Erfassung dieser schwer zu gewinnenden Daten haben die
Autoren die wissenschaftlichen Konkurrenten von der Harvard Universität überholt und
sind nun weltweit führend auf diesem Gebiet.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >
Der Artikel wurde für einen sog. Viewpoint in Physics ausgewählt.
Bitte lesen Sie auch den Standpunkt
zum Artikel von Edmund G. Myers (Florida State University): pdf, 399 KB
oder Webseite
.
In einem soeben in Physical Review Letters veröffentlichten Artikel berichten E. Haettner et al.
über neue Massenmessungen von zehn protonenreichen Nukliden, einschließlich der
N = Z + 1 Nuklide 85Mo und 87Tc.
Die Experimente wurden mit dem Penningfallen-Massenspektrometer
SHIPTRAP
durchgeführt. Dabei konnte der Bereich bisheriger Messungen von N = Z + 1
Nukliden an anderen Anlagen weiter ausgedehnt werden. Daher stellt diese Arbeit einen
Meilenstein auf dem Weg zu hochpräzisen Massenmessungen der schweren N = Z
Nuklide, wie beispielsweise 80Zr und 84Mo, dar.
Die Ergebnisse zeigen im Vergleich mit den Werten der Atomic Mass Evaluation 2003
eine systematische Verschiebung der Massenoberfläche um bis zu 1.6 MeV in Richtung
der weniger gebundenen Kerne. Dies bewirkt signifikante Häufigkeitsänderungen in der
Asche von astrophysikalischen Röntgenblitzen.
Erstaunlich niedrige Alpha-Separationsenergien (Sα) wurden für
neutronenarmes Mo und Tc gefunden, wodurch die Entstehung eines ZrNb-Zyklus im
rp-Prozess möglich wird. Ein solcher Zyklus würde ein oberes Temperaturlimit für
die Elementsynthese im rp-Prozess jenseits von Nb erzwingen.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >
Der Artikel wurde für einen sog. Viewpoint in Physics ausgewählt.
Bitte lesen Sie auch den Standpunkt
zum Artikel von Jens Dilling und Chris Ruiz.
In einem kürzlich in Phys. Rev. Lett. veröffentlichten Artikel berichten X. L. Tu et al.
von den ersten direkten Massenmessungen an den kurzlebigen A = 2Z - 1 Kernen
63Ge, 65As, 67Se, und 71Kr mittels einer
neuen Anwendung der Massenspektrometrie in Speicherringen. Das Experiment wurde am
Cooler-Storage Ring at the Heavy Ion Research Facility in Lanzhou,
HIRFL-CSR ,
durchgeführt.
Präzise Massenwerte für die Nuklide entlang des rp-Prozess-Pfads sind für den Vergleich von
Modellen und Beobachtung erforderlich. Der schnelle Protoneneinfang (rp-Prozess) ist eine Abfolge von
Protoneneinfängen und β+-Zerfällen nahe der Protonenabbruchkante. An sog.
Wartepunkten ist der Protoneneinfang effektiv unterdrückt und der rp-Prozess
muss über den langsamen β+-Zerfall weiterlaufen. Drei zentrale Wartepunkte
wurden identifiziert: 64Ge, 68Se, und 72Kr. Ihre
erwarteten langen Halbwertszeiten liefern die Erklärung für die Beobachtung verlängerter
Schweife in den Lichtkurven zahlreicher Röntgenstrahlen-Ausbrüche. Da alle
β+ Halbwertszeiten bekannt sind, wird die Protonenseparationsenergie (Sp),
die sich aus dem Massenexzess herleiten lässt, zum entscheidenden Parameter.
64Ge ist der wichtigste mögliche Wartepunkt, da er als erster auftritt.
Um zu klären, in welchem Maße 64Ge ein Wartepunkt ist, muss Sp (65As)
präzise gemessen werden. Das exotische 65As war bislang für Penningfallen-Massenmessungen außer Reichweite und konnte jetzt erstmals gemessen werden.
Modellrechnungen zu Röntgenstrahlen-Ausbrüchen, die den neuen Wert für den
Massenexzess von 65As verwenden, legen nahe, dass 64Ge
kein signifikanter Wartepunkt des rp-Prozesses ist.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >
Lesen Sie auch die Pressemitteilungen des MPIK
und des Informationsdienstes Wissenschaft
.
Neutrinooszillationen zeigen uns, dass Neutrinos massive Teilchen sind, wir wissen jedoch immer noch nicht, ob das Neutrino ein Dirac- oder ein Majorana-Teilchen ist. Eine Antwort auf diese seit langem bestehende Frage liegt in der Suche nach neutrinolosen doppelten Beta-Transformationen, wie z.B. dem neutrinolosen doppelten Elektroneneinfang. Die Beobachtung dieses Prozesses würde belegen, dass das Neutrino ein Majorana-Teilchen ist.
In einem kürzlich in Phys. Rev. Lett. veröffentlichten Artikel berichten S. Eliseev et al. von der
Bestimmung des Q-Werts von 152Gd mittels SHIPTRAP
an der GSI Darmstadt. Hierzu wurde eine präzise direkte Messung des Verhältnisses der Zyklotronfrequenzen
der einfach geladenen Ionen von 152Sm und 152Gd mit einer Flugzeit
Ionen Zyklotron Resonanztechnik durchgeführt. Aus dem Frequenzverhältnis lässt sich der Qee-Wert
von 152Gd berechnen. Der Qee-Wert des doppelten 0+ -> 0+
Elektronenübergangs zwischen den Grundzuständen von 152Gd und 152Sm wurde zu 55.70(18) keV
bestimmt. Dieser Qee-Wert ergibt für eine Neutrinomasse von 1 eV eine Halbwertszeit von
1026 Jahren. Mit dieser kürzesten Halbwertszeit unter den bekannten neutrinolosen doppelten Beta-Transformationen
ist 152Gd ein vielversprechender Kandidat für die Suche nach dem neutrinolosen doppelten Elektroneneinfang.
Weitere Informationen finden Sie im Artikel ... >
Siehe bitte auch die zugehörigen Pressemitteilungen.