Forschung: Experiment - Überblick
Die experimentellen Forschungsprojekte, die mit Beteiligung dieser Abteilung am MPIK
aktuell durchgeführt werden, sind
das Reaktorneutrino Experiment
Double Chooz
in Chooz in Frankreich,
das Doppelbetazerfall Experiment
GERDA
im Laboratori Nazionali del Gran Sasso (LNGS) in Italien,
XENON sowie die Entwicklung des zukünftigen Nachfolgers
DARWIN
zur Suche nach Dunkler Materie am LNGS, das
STEREO Experiment, welches die Existenz leichter ~1eV steriler Neutrinos untersucht und das
CONUS Experiment zur Untersuchung kohärenter Neutrino-Kern Streuung.
In all diesen Experimenten wurden während der vergangenen Jahre wesentliche
Fortschritte erreicht:
Abbildung 1: CONUS Detektor ohne Abschirmung
Das
CONUS Experiment am Kernkraftwerk der
PreussenElektra GmbH in Brokdorf ist fertiggestellt. Anfang April 2018 wurde der
Messbetrieb aufgenommen. Ziel ist es bis Ende 2021 den Prozess der kohärenten
Neutrino-Kern Streuung nachzuweisen und möglichst genau zu untersuchen.
Abbildung 2: Das GERDA Experiment am LNGS
Der Aufbau des Doppelbetazerfall Experiments
GERDA ist abgeschlossen.
GERDA zielt auf eine Messung oder deutliche Verbesserung der Grenzen für
die Lebensdauer des neutrinolosen Doppelbetazerfalls.
Die Beobachtung dieses Zerfalls wäre von fundamentaler Bedeutung
für die Neutrinophysik und für Physik jenseits des Standardmodells
im Allgemeinen, da es beweisen würde, dass die Leptonenzahl von der Natur
nicht erhalten wird. Dies würde zeigen, dass Neutrinomassen nicht durch
den Standard Higgs-Mechanismus generiert werden, welcher die Massen der geladenen
Fermionen und Quarks erzeugt. Mögliche Konsequenzen reichen bis hin zur
kosmologischen Erzeugung der Baryonenasymmetrie des Universums.
Abbildung 3: PMTs und Akryl Gefäß im Double Chooz Detektor
Das Neutrinooszillationsexperiment
Double Chooz an dem
Kernkraftwerk in Chooz, Frankreich, ist abgeschlossen. Ziel war die Messung des kleinsten
Mischungswinkels der Neutrinos. Der Wert dieses Winkels beeinflusst die Zukunft
der experimentellen Neutrinophysik stark, da er entscheidet, ob und wie die leptonische
CP-Verletzung und die Neutrinomassen-Hierarchie gemessen werden können.
Nachdem der Ferndetektor schon seit Ende 2010 Daten nahm, wurde der Nahdetektor
2015 fertiggestellt. Durch die Kombination der Daten beider Detektoren konnte
eine wesentliche Verbesserung des Messergebnisses erzielt werden.
Die Datennahme wurde im Dezember 2017 beendet. Die Auswertung der Daten dauert jedoch noch an.
Abbildung 4: Der ILL Reaktor an dem das STEREO Experiment aufgebaut ist.
Das
STEREO Experiment wurde nach dreijähriger
Konstruktionsphase fertiggestellt und hat ebenfalls begonnen erste Daten aufzunehmen.
Es soll die beobachtete Reaktor-Antineutrino-Anomalie im Hinblick auf die mögliche
Existenz leichter steriler d.h. in Detektoren nicht messbaren Neutrinos untersuchen.
Nach einer ersten Datennahme über 2 Reaktorzyklen befindet sich das Experiment nun in
Phase II, in der über 300 Tage mit hochgefahrenem Reaktor gemessen werden soll.
Diese derzeitige Messung soll bis 2019 andauern.
Abbildung 5: 1T Detektor des XENON Projekts
Die Abteilung ist auch am
XENON Projekt zur Suche nach
Dunkler Materie beteiligt, das ab 2010 als XENON100 Daten nahm und bereits sehr
wichtige Ergebnisse erzielte. 2017 folgten die ersten Daten des hochskalierten XENON1T Detektors. Dieser nimmt weiterhin Daten auf. Parallel dazu wird bereits das XENONnT-Projekt, eine noch weiter hochskalierte Version des Detektors, geplant und realisiert. Die XENON Detektoren
machen sehr wichtige Messungen, weil sie einen weiten Bereich des
theoretisch erlaubten Bereichs für WIMPs, den bestmotivierten
Kandidaten für Dunkle Materie abdecken.
Abbildung 6: Low-level Labor des MPIK
Die Kunst der
low-background Physik,
die in vergangenen und aktuellen Experimenten entwickelt wurde, ist ziemlich
einmalig. Die relevanten Techniken werden für laufende und zukünftige
Experimente stetig weiter verbessert und erweitert.